Musik-Seminar Teil 8
In diesem Teil geht es um die Zeit von 1950-1955.
Wie Europa, war auch Argentinien beeinflusst von einer Welle nordamerikanischer Musik. Es war zuerst der Jazz, dann auch Country und besonders der Rock‘n‘Roll. Diese Musik, welche auch den größten Teil der westlichen Welt erfasste, verdrängte die eigene Musik in vielen Ländern. So auch den Tango in Argentinien und in Buenos Aires.
Dadurch wurde in Buenos Aires immer mehr Musik aus den USA gehört und der Tango verlor langsam an Bedeutung. Außerdem gab es auch noch politische Probleme welche die Tangokultur in diesen Jahren behinderte.
Carlos Di Sarli (1903- 1959) *Bahia Blanca
Piano
Siehe auch Teil 4 und Teil 6a
1944 engagierte Di Sarli Jorge Durán als Sänger für sein Orchester. Diese warme Stimme fügte sich sehr gut ins Orchester ein und Di Sarli hatte viel Erfolg damit. Aber 1949 hatte Di Sarli große Schwierigkeiten mit seinem Orchester, Probleme mit manchen Musikern und vor Allem finanzielle Probleme. So löste 1949 Carlos Di Sarli sein Orchester auf und zog sich in sein Haus auf dem Land zurück. Zwei Jahre später 1951 kehrte er mit einem vollständig erneuerten Orchester ins Rampenlicht zurück. Im neuen Orchester spielten 6 Geigen und 5 Bandoneons, es war das stärkste Orchester das er je hatte. Das Tempo war jetzt langsamer als im Orchester vor 1949 und die linke Hand Di Sarlis am Piano ist noch ausdrucksvoller. Er unterzeichnete einen Plattenvertrag mit dem Label „Music Hall“. Diese Aufnahmen gehörten zu den ersten Magnetband Aufzeichnungen, welche dann in Vinyl-Schallplatten mit 33 RPM geprägt wurden. Die Sänger waren Oscar Serpa und Mario Pomar. Die Musik dieser Zeit mit Music Hall gehört zu den besten Aufnahmen die Di Sarli je aufgenommen hat.
Instrumental
Titel: „Don Juan“ 1951 Instrumental
Titel: “ Pimienta“ 1952 Instrumental
Sänger: Mario Pomar
Titel: „Domani“ 1952 Sänger: Mario Pomar
Titel: „Déjame hablar“ 1953 Sänger: Mario Pomar
Sänger: Oscar Serpa
Titel: „Por el Camino“ 1953 Sänger: Oscar Serpa
Titel: „Clavel del Aire“ 1953 Sänger: Oscar Serpa
Astor Piazzolla (1921 – 1992) Mar del Plata
Bandoneon
Als Astor 4 Jahre alt war wanderten seine italienischen Eltern mit ihm von Mar del Plata (Argentienien) aus wirtschaftlichen Gründen nach New York (USA) aus. Zuerst lernte er das Klavierspielen. Aber 1929 schenkte ihm sein Tango begeisterter Vater ein Bandoneon, welches er dann spielen lernte. Astor interessierte sich aber mehr für Jazz und die klassische Musik von Johann Sebastian Bach. 1937 kehrte die Familie nach Buenos Aires zurück. Dort erlebte er eine Aufführung des Orchesters von Elvino Vardaro welche ihn begeisterte. Dieses Orchester gehörte zu der „Guardia Nueva“. Dieses Erlebnis brachte ihn dazu sein Bandoneonspiel zu intensivieren und zu perfektionieren. Schon 1939 wurde er Mitglied des Orchesters von Aníbal Troilo und nach einiger Zeit arrangierte er viele Tangos für dieses Orchester. 1944 verließ Piazzolla das Orchester von Troilo und wurde Solist und Arrangeur im Orchester von Franzisco Fiorentino, welcher das Orchester von Troilo ebenfalls verlassen hatte. 1946 gründete er sein eigenes Orchester welches sich aber 1949 wieder auflöste.
In der ersten Hälfte der 50er Jahre komponierte Piazzolla einige Orchester- und Kammermusikwerke. 1954 erhielt Piazzolla im Zusammenhang mit dem Preis für seine Sinfonietta ein Stipendium für Europa und ging nach Paris, um bei Nadia Boulanger Komposition zu studieren. 1955 kehrte Piazzolla nach Argentinien zurück. Er gründete das Octeto Buenos Aires mit zwei Bandoneons, zwei Violinen, einem Contrabass, einem Cello, einem Klavier und einer elektrische Gitarre. Mit diesem Ensemble begann die Neuinterpretation des Tangos: Der Tango Nuevo. Es war Tango für den Konzertsaal und er hatte riesigen Erfolg damit.
Orchester: Francisco Fiorentino geleitet und arrangiert von Astor Piazzolla
Titel: „Viejo Ciego“ 1945
Titel: „Fruta amarga“ 1945
Orchester Astor Piazolla 1946-1949
Titel: „El recodo“
Octeto Buenos Aires 1955
Titel: „Tierra Querida“ 1955
Aníbal Troilo
Siehe auch Teil 6a und Teil 7
Schon gegen Ende der 40er Jahre wurde das Orchester von Aníbal Trolio immer umfangreicher. 1950 bestand das Orchester aus 5 Bandoneones, einem Klavier, 4 Geigen, einer Bratsche (Viola), einem Cello, und einem Contrabass. Also 13 Musikern ohne den Sänger.
Anfang der 40er Jahre wurde meist noch vom Grill gespielt, d.h. die Noten enthielten nur die Melodie und eine einfache Begleitung. Alles Andere, Verzierungen, Verzögerungen, wie die Instrumente eingesetzt wurden usw., wurde beim Üben festgelegt und dann aus der Erinnerung gespielt. Da die Orchester in Laufe der 40er Jahre immer größer wurden und das Arrangement immer komplizierter, war das bald nicht mehr möglich. So begannen die meisten Orchester mit Arrangeure zusammen zu arbeiten, welche dann ein festes Arrangement ausarbeiteten. Dadurch verlor die Musik etwas an Spontanität, gewann aber an ausgefeiltem Klang. So war das natürlich auch bei Troílo, besonders als das Orchester aus 13 Musikern bestand. Manche der Arrangements bei Troilo in den 50er Jahren stammten von Astor Piazzolla, aber auch von Argentino Galván, Ismael Spitalnik, Emilio Balcarce usw.
Parallel zum Rückgang der Arbeit in Tanzlokalen verlangsamte sich das Tempo der Musik und es wurden andere Aspekte betont. Die Sänger der Jahre 1950 – 1955 waren Jorge Casal, Raúl Berón und Carlos Olmedo. Von 1953 – 1955 führte Aníbal Troilo zusammen mit Roberto Grela noch parallel ein Quartett. Die Mitglieder waren Anibal Troílo Bandoneon, Roberto Grela Gitarre, Edmundo Zaldívar Bassgitarre, Enrique Díaz Contrabass. Das Quartett Troilo-Grela war ein reines Studio-Orchester, welches keine Konzerte gab.
Instrumental
Titel: „Responso“ 1951 Instrumental
Titel: „Bien Milonga“ 1951 Instrumental
Titel: „Don Juan“ 1954 Instrumental
Sänger: Jorge Casal
Titel: „Amigazo“ 1952 Sänger: Jorge Casal
Titel: „Uno“ 1952 Sänger: Jorge Casal
Sänger: Raúl Berón
Titel: “ Medianoche“ 1952 Sänger: Raúl Berón
Quartett: Troílo Grela
Titel: „Palomita Blanca“ 1953 Instrumental
Titel: “ Nunca Tuvo Novio“ 1955 Instrumental
Titel: „La cachila“ 1953 Instrumental
Horacio Salgán (1916-2016) *Buenos Aires
Piano
Horacio Salgán erhielt schon im Alter von 6 Jahren Unterricht am Klavier. Mit 13 war er schon der beste Schüler am Konservatorium. Weil er die Familie wirtschaftlich unterstützen musste begann er mit 14 Jahren in verschiedenen Kinos Stummfilme mit dem Klavier zu begleiten. Er spielte zum Tanz auf Hochzeiten und als Organist in Kirchen. Mit 18 Jahren begann er als Solist bei Radio Belgrano zu arbeiten. Bald spielte er auch noch für andere Radiostationen. Mit 20 Jahren wurde er Pianist im Orchester von Roberto Firpo. Gleichzeitig arbeitete er als Arrangeur für das Orchester von Miguel Caló. Ende des Jahres 1942 nahm er seine erste Platte bei der Plattenfirma RCA auf. 1944 gründete er sein erstes eigenes Orchester. Er wurde aber von Radio Belgrano und von RCA entlassen weil sie der Meinung waren, dass sein Orchester seltsam klang (zu viele Dissonanzen) und sein Sänger Edmundo Rivero schlecht sang (zu viele Synkopen). Es gab aus diesem Grund keine Aufnahmen vom ersten Orchester von Horacio Salgán. Er löste 1947 das Orchester wieder auf.
1950 gründete er ein neues Orchester. Auch dieses Orchester verwendete viele Dissonanzen und die Sänger sangen nicht synchron mit dem Rhythmus des Orchesters. Für die damaligen Tangoliebhaber war es zu avangardistisch. In der Zeit von 1950 – 1955 hatte er als Sänger: Angel Diáz, Horacio Deval und Roberto Goyeneche.
Instrumental
Titel: „La Clavada“ 1950 Instrumental
Titel: „Recuerdo“ 1950 Instrumental
Titel: „Nueve de Julio“ 1953 Instrumental
Sänger: Roberto Goyenenche
Titel: „Sus Ojos Se Cerraron“ 1955 Sänger: Roberto Goyeneche
Titel: „Pan“ 1953 Sänger: Roberto Goyeneche
Hallo Peter ,
Danke für diese sehr wertvolle Studie .
Lieber Semsettin, hier sind alle vorherigen Teile des Seminars
https://www.tango-classico.de/musik-seminar/